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Zum Tod von Hasso Döring

Gedanken mit Abstand an Hasso Döring

 

Am 1. April 1954 wurde die SG Börln gegründet. Zum Vorsitzenden wurde Hasso Döring gewählt. Hinter ihm lag schon ein Weg zur Lebenserfahrung, die geprägt war von den Kriegsjahren. Am 23. August 1932 wurde er in Berlin geboren. Seine Eltern umsorgten ihn, die Bombenangriffe auf die Hauptstadt waren ein tiefer Einschnitt. Das Kriegsende brachte die Familie nach Börln und die Umgebung.

 

Der Sport hatte ihn schon in ganz jungen Jahren erfasst. Aus seinen späteren Aktivitäten konnte man meinen, dass der Fußball  am Anfang stand. Aber weit gefehlt, es war der Schwimmsport. In der neuen Lebenswelt war aber das Wasser nicht im Vordergrund, so dass er zwangsläufig zum Fußball kam. Mit 22 Jahren stand er an der Spitze seines Vereins, welchen starken Eindruck muss er schon damals ausgeübt haben. Berufsausbildung und später ein Studium brachten ihn zum Beruf eines Lehrers. Verantwortung zu übernehmen bestimmten seine nächsten Jahrzehnte. Einseitigkeit war nicht sein Motto. Die Sportarten Handball, Tischtennis und Leichtathletik baute er  im Verein auf. Kein Wunder ist es, dass er bei den Sportarten auch als Übungsleiter wirkte und somit Generationen von jungen Sportlern eine Heimat gab. Die Fußballer bemerkten schnell, wie er durch Wissen, Einsatz und Überzeugungskraft den Verein nach vorn brachte. Im Kreis Oschatz hatte der KFA Fußball die Augen und Ohren offen und im Jahr 1972 wurde er zum Vorsitzenden des

Kreisverbandes, für mehrere Jahrzehnte, gewählt.

 

Mancher stellte sich die Frage, hatte er überhaupt ein Privatleben. Ich kann jeden beruhigen seine Frau und die vier Kinder sind ein klarer Beweis. Noch in der DDR wurde er zum Bürgermeister gewählt, besonders stolz war auf seine Wiederwahl nach der Wende. Es passt auch in das Bild dieses Mannes, dass er mit seiner Frau, für die Familie, ein Haus baute.

 

Ich selber habe ihn nach 1974 kennengelernt, wenn der BFA Fußball mit den Kreisvorsitzenden tagte. Mancher meinte anfangs, er wäre ein Zauderer, aber er hatte den Vorteil, erst nachzudenken, bevor  er seine Meinung äußerte. Einen großen Fehler machte ich um 1995, als ich mich in der Sportschule Leipzig, auf ein Tischtennisspiel einließ. Ich war von der Platte, bevor ich überhaupt im Spiel war. Hasso hatte vielleicht  nur einen Fehler, er  konnte nur sehr schwer nein sagen.  So habe ich seine Ehrenämter nur unvollständig aufgezählt. Als er im Jahr 2005 das Bundesverdienstkreuz am  Bande erhielt, traf es einen Verdienten und er war ob der Auszeichnung sehr zufrieden, auch weil er der erste Fußballer des ehemaligen Bezirkes Leipzig war, der so geehrt wurde.

 

Hasso hatte eine  besondere  gedankliche  Verbindung zum tschechischen Doppelolympiasieger über 10.000 Meter und Marathon von Helsinki. Seinem Vorbild begegnete bei einem Marathonlauf in Torgau und erzählte von diesem Erlebnis mit großer Begeisterung.

 

Ich habe gern mit ihm zusammen gearbeitet. Beeindruckend war, wenn man ihn auf dem Sportplatz traf und erlebte, wie er auf die Jugendlichen einwirkte.

Als ich bei seiner Beerdigung  war konnte ich sehen wie viele ihn, durch ihr Erscheinen, ehrten. Ob ehemalige Sportler, Funktionäre oder die Vertreter der Behörden, sie wussten, einer von ihnen war nicht mehr.

Eingebettet in die Generationen des Sports waren die Generationen seiner Familie. Trauer konnten alle spüren. Als er am 2. März 2015, nach längerer Krankheit starb, war er noch immer Präsident seines SV Traktor Börln 1954. Über 61 Jahre hat er dieses Ehrenamt ausgeübt. Er hat damit eine Eintragung im Buch des deutschen Sports, welches nicht geschrieben ist, verdient. Man sieht von den Spitzenleuten spricht  die große Welt, diese besteht aber aus den kleinen Orten mit großen Personen, wie Hasso Döring.

Deshalb diese Zeilen mit Abstand und noch ein Dank für den gemeinsamen Weg , auch für den Fußball.

 

Rainer Hertle