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R. Hertle 17.03.10

Hertle tritt bei SFV-Wahl nicht an

Der 63-jährige Rainer Hertle, Präsident des Leipziger Fußballverbandes (LFV), hat in der Vorstandssitzung bekanntgegeben, dass er bei der Wahl des Sächsischen Fußball-Verbandes (SFV) am 29. Mai in Dresden nicht mehr als Vizepräsident zur Verfügung steht. Sein Amt als LFV-Präsident endet am 30. Juni mit der Auflösung des Verbandes im Zuge der Strukturreform.

Frage: Warum haben Sie sich gegen eine erneute Kandidatur entschieden?
Rainer Hertle: Wer meinen beruflichen und ehrenamtlichen Weg verfolgt hat, der weiß, dass ich maximal 17 Jahre eine Tätigkeit ausübe. Dieser Zeitraum war jetzt um - 1993 hatte ich das Amt des Vizepräsidenten des SFV übernommen.

Was ist der Hintergrund für diesen selbst gesteckten Zeitraum?

Ich bin der Meinung, dass nach solch langer Zeit bestimmte Verschleißerscheinungen eintreten, die man unter Umständen selbst gar nicht so merkt. Deshalb ist es besser für das Amt und auch für die Person, wenn man den Wechsel zur rechten Zeit immer im Auge hat.
 

Wie soll Leipzig denn dann in der künftigen SFV-Führung vertreten sein?

Der bisherige Vorsitzende des SFV-Sportgerichtes, Stephan Oberholz, wird als Vizepräsident für Satzung und Recht kandidieren. Und Ralph Schmidkonz tritt erneut zur Wahl des Schatzmeisters im dann sechsköpfigen Präsidium an.


Stellt sich Klaus Reichenbach erneut für den Vorsitz zur Wahl?

Ja, er tritt erneut an, den Verband führt er ja seit 1990.

 

Wie ist Ihr Verhältnis zu Reichenbach?

Er ist wahrscheinlich mehr Politiker als Fußballer, das muss aber kein Nachteil sein. Ich persönlich bin Distanzmensch, so dass es zwischen uns keine Kuschelaktionen gab. Aber 1998 gab es zwischen uns ein Gespräch, in welchem ich ihm versicherte, niemals gegen ihn als Präsidenten anzutreten. Nur bei eventuellen gesundheitlichen Problemen stünde ich kurzfristig zur Verfügung. Weiterhin hatte ich erklärt, dass die Funktion des Präsidenten des SFV nicht in meiner Lebensplanung enthalten ist. Insofern hatten wir eine gute Arbeitsatmosphäre, die uns beiden sicherlich geholfen hat.

 

Der von Ihnen 16 Jahre geführte Leipziger Fußball-Verband löst sich auf, wie ist Ihre Meinung zur Stukturreform insgesamt?

Die Bezeichnung Strukturreform ist sehr hochgegriffen, weil wir mit den augenblicklich leichten Veränderungen im Sächsischen Fußballverband meiner Meinung nach zur kurz springen und deshalb bald wieder vor der gleichen Aufgabe stehen werden.

 

Wie hätte es denn Ihrer Ansicht nach besser gemacht werden können?

Selbst das von mir vorgeschlagene Fünfer-Kreismodell wäre schon ein Kompromiss gewesen. Mir schwebte als einzig denkbare Lösung vor, dass die drei Landesverbände Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen zu einem mitteldeutschen Verband fusionieren. Neben diesem Großverband sollte es nur noch Kreisverbände und keine Bezirks- und Landesverbände mehr geben. Diese Struktur gab es übrigens schon von 1900 bis 1933. Durch diese Struktur hätte es ein erheblichen Einsparpotential in alle Richtung gegeben. Und die jetzt schwache Position unserer drei Landesverbände im DFB hätte wesentlich gestärkt werden können. Wir haben übrigens mit 130.000 Mitgliedern künftig 13 Kreisverbände, während es in Bayern bei 1,4 Millionen Mitgliedern 28 Kreisverbände gibt... Aber eines ist unabhängig von den Strukturen klar: Wir spielen immer Fußball. Und ich lebe mit den jetzt beschlossenen Strukturen auch zukünftig.

Interview: Torsten Teichert