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Camillo Ugi

„... ich würde doch verrückt, wenn ich einmal nicht spielte.“

Camillo Ugi – Rekordnationalspieler vor dem Ersten Weltkrieg

Als sich Camillo Ugi im Mai 1902 mit obiger Bemerkung bei seinem Freund Hans Riegel aus Zeitz dafür entschuldigt, dass er ihn nicht einfach ‘mal am Wochenende mit dem Fahrrad besuchen kommen kann, ist er noch keine 18 Jahre alt. Die Leidenschaft für das Fußballspielen hat ihn aber bereits so gepackt, dass sie seinen Alltag entscheidend bestimmt, und das sollte sich bis an sein Lebensende nicht mehr ändern.

Dabei hatte für ihn das „Sport“treiben, wie in der damaligen Zeit üblich, mit dem Turnen begonnen. Als 14-Jähriger tritt Camill – so sein standesamtlich eingetragener Vorname, mit dem er es aber selbst nicht so genau nahm, weil auch Kamill, Kamillo und Camillo in Unterschriften zu finden sind – 1898 dem Allgemeinen Turnverein (ATV) zu Leipzig von 1845 bei. In der Riege Wallner wird er mit Turn-, Schwimm- und leichtathletischen Übungen vertraut, und seitdem ist das Betreiben allgemeiner Körperübungen für ihn zur Lebensgewohnheit geworden – eine Grundlage, auf der auch sein künftiger Ruhm als einer der besten deutschen Mittelfeldspieler im Fußball sowie seine körperliche Fitness bis ins hohe Alter maßgeblich aufbauen. Dennoch gehört schon damals seine Vorliebe dem noch jungen Fußballspiel. Die erste von ihm selbst in einem Notizbuch überlieferte Spielbeschreibung stammt von der Begegnung der Turnerfußballer des ATV gegen den FC Vorwärts am 3. Mai 1902, die 1 : 1 ausging: „Vorwärts wurde in der zweiten Hälfte gänzlich eingeschlossen. Wir konnten aber doch nicht erfolgreich einsenden. Beide Goals fielen in der ersten Hälfte. Tauber als Back famos, Becker ging, ich als Centerhaf einmal schön durchgebrochen, leider ohne Erfolg. Naber bei Vorwärts gut, und Fiedler, Pauli konnte gegen Tauber nichts ausrichten. Kam ein Ball über die Mitte, so hatte ihn fast immer Wallner als Goalgetter in seinen Händen.“

Offenbar genügen ihm aber die gelegentlichen Spiele im Turnverein bald nicht mehr, weshalb er noch 1902 vom ATV zum Leipziger Ballspiel-Club (LBC), einem der ersten Fußballvereine Leipzigs, wechselt. Damit beginnt sich Ugis „Vereinskarussell“ zu drehen, auf eine Art, die ihresgleichen suchen dürfte. Am Ende seiner sportlichen Laufbahn sind es mindestens elf verschiedene Vereine, denen er angehörte. Es bedarf allerdings noch weiterer Untersuchungen, um diese Etappen seines Lebens korrekt nachvollziehen zu können. Die bisherigen Quellen widersprechen sich sowohl hinsichtlich der Datierungen als auch, was die Vereinsnamen betrifft. Auf letztere wird deshalb in den folgenden Ausführungen teilweise verzichtet.

Während seiner Mitgliedschaft im LBC schließt Ugi eine Lehre als Elektromechaniker ab (1904) und arbeitet in der Kinematografenherstellung. Der Wunsch, das Fußballspielen mit dem Geldverdienen zu verbinden, ist jedoch so stark, dass er deshalb Leipzig 1905 erstmals verlässt. Seinem ehemaligen Vereinskameraden Paul Gehlert vom ATV 1845 gelingt es, ihn mit besten Aussichten auf eine packende Meisterschaft, auf Spiele vor einem begeisterten Publikum und auf eine lukrative berufliche Stellung nach Brasilien zu locken. Die Überfahrt bekommt Ugi erstattet, und so tritt der 20-Jährige im April 1905 die Schiffsreise an, die ihn am 3. Mai nach Sao Paulo führt. Nach überwiegend erfolgreichen Begegnungen in den folgenden 2 ½ Monaten für den aus deutschen Spielern, darunter mehreren Leipzigern, bestehenden Fußballclub Germania gegen die einheimischen Vereine und einen englischen Klub in der Meisterschaft bekommt Ugi – Heimweh! Mitschuld daran hat sicher der Umstand, dass er wegen Nichtbeherrschung der portugiesischen Sprache auf die versprochene lukrative Stellung verzichten muss und „Normalverdiener“ bleibt. Doch auch in den folgenden Jahrzehnten wird es ihn nach unterschiedlich langen Abstechern bei auswärtigen Vereinen immer wieder nach Leipzig zurückziehen, und hier wiederum zu seinem neuen Stammverein, dem VfB Leipzig, dem er 1905 kurz nach seiner Brasilienreise beitritt. Der VfB spielt als erster deutscher Fußballmeister in der damaligen Zeit erfolgreich wie kein anderer Verein, was Ugi sicher gereizt haben dürfte. Und der Erfolg bleibt auch für ihn nicht aus: In der Meisterschaftssaison 1905/06 trägt Ugi zum zweiten Titelgewinn des VfB bei und erringt seinen ersten (und einzigen) deutschen Meistertitel.

Das Absolvieren des Militärdienstes führt Camillo Ugi 1906 nach Dresden und damit zum Verein Nummer 5. Wie lange er beim Dresdner Sportclub spielte, konnte noch nicht ermittelt werden. Sicher ist, dass er 1909 wieder dem VfB Leipzig angehört und bei fast allen Spielen der Meisterschaftssaison 1910/11 zum Einsatz kommt, auch beim Endspiel, welches der VfB am 4. Juni 1911 in Dresden gegen Viktoria Berlin verliert und damit Vizemeister wird. Trotz dieses Erfolges meldet sich Ugi per 11. August beim VfB ab. Er findet zu dieser Zeit keine Arbeit in Leipzig und folgt deshalb dem Hinweis eines ehemaligen Sportkameraden vom LBC, es doch in Marseille zu versuchen. So nimmt Camillo Ugi zum zweiten Male Anlauf, um durch gutes Fußballspiel gutes Geld zu verdienen. In seiner Heimatstadt war das seinerzeit offenbar noch kein Thema, denn im Sommer 1911 fährt Ugi mit seinem letzten ersparten Geld nach Frankreich, um beim Schweizer Club in Marseille zu spielen. Zuerst werden ihm ein Zimmer und Arbeit beschafft, dann lernt er beim Kegelabend seine Schweizer Sportkameraden kennen, bevor er endlich auch den künftigen Spielort betreten kann. „Am Sonntag darauf zeigte man mir den Fußballplatz. Ich war erschüttert! Kein Sitzplatz. Eine Holzbude zum Umkleiden und sonst nichts. Ich mußte erkennen, daß mich mein Leipziger Sportfreund ganz schön angeschmiert hatte. Es stand für mich sofort fest: Sobald wie möglich wieder nachhause, denn hier war – wenigstens bezüglich Fußball – nichts zu machen“ (1, S. 4).

Da es in Leipzig noch immer nicht mit einer neuen Stellung geklappt hatte, macht Ugi auf der Heimreise von Marseille Zwischenstation in Frankfurt/Main. Das Länderspiel gegen Schweden am 29.10 1911 in Hamburg absolviert er nach eigenen Aufzeichnungen für den Frankfurter Sportverein, mit dem ihn trotz dieses sehr kurzen Intermezzos noch viele Jahrzehnte eine enge Freundschaft verbindet. Aber schon am 24.(!) Dezember spielt Ugi wieder zu Hause im Mittelfeld, natürlich in den Farben „seines“ VfB, bei einem Freundschaftsspiel gegen den Deutschen Fußballclub Prag. Bei den Punktspielen ist er allerdings noch nicht wieder für seinen Alt-Verein spielberechtigt, weshalb er am 31. Dezember gegen Eintracht Leipzig noch zuschauen muss. Doch am 7. Januar 1912 führt er als Spielleiter die 1. VfB-Mannschaft in das neue Punktspieljahr der Gauliga. Im Sommer vertritt er gemeinsam mit seinem Mannschaftskameraden Karl Uhle den VfB Leipzig und Deutschland bei den Olympischen Spielen in Stockholm. Unmittelbar danach zieht ihn erneut ein lukratives Angebot in die Ferne. In Breslau hat man offenbar Interesse an dem inzwischen bekannten Mittelläufer der deutschen Nationalmannschaft, der bereits 13 Länderspiele bestritten hat. Man verspricht ihm eine eigene Werkstatt, in der er Kinomaschinen reparieren und später sogar selbst herstellen könne. So führt ihn seine zweite Leidenschaft, die Konstruktion von Kinomaschinen, kurzfristig und für den VfB völlig überraschend nach Breslau. Dieser Vereinswechsel bringt das Kuriosum mit sich, dass Ugi zum allerersten Fußball-Länderspiel in Leipzig, welches am 17. November 1912 auf dem Platz des VfB stattfindet, nicht als Leipziger aufläuft, sondern die Vereinigten Sportfreunde Breslau vertritt.

Offensichtlich hat er sich im Schlesischen sehr wohlgefühlt. Er repariert zwar nur die Maschinen für ein Automatenrestaurant, aber diese Arbeit lässt ihm noch genügend Freizeit, um als Trainer für den Nachwuchs im Verein zu arbeiten. Vielleicht ist hier sein Wunsch, einmal hauptamtlich als Sportlehrer tätig zu sein, entstanden. Jedenfalls lässt er sich in den zwanziger Jahren für Bewerbungen um eine Sportlehrerstellung auch ein Referenzschreiben aus Breslau kommen.

1914 muß Camillo Ugi wie viele Menschen seiner Generation erstmals in den Krieg. Dadurch wird seine versuchte Ansiedelung in Berlin, wohin ihn die Möglichkeit zum Bau von Kinomaschinen geführt hat, abgebrochen. Der Krieg zwingt ihn aber nicht nur zum Weggang von Hertha BSC, sondern ein Jahr später infolge einer Verletzung am Knöchel bei Kämpfen in Frankreich sogar zu einer längeren Spielpause. Den Genesungsurlaub verbringt er in Radeberg bei Dresden, und als 1916 nach knapp zwei Jahren sein Bein wieder ausgeheilt ist, spielt er für den Dresdner Fußballring, bevor es ihn aus ganz praktischen Gründen erneut nach Breslau zieht: „Da hörte ich, dass Leo Lewin (dieser hatte ihn 1912 zum Sportfreunde-Verein geholt – G. R.) in Breslau fleissig Lebensmittel hamsterte, und damit meine Mutter in Leipzig und meine Wirtsleute in Radeberg etwas zu essen hatten, fuhr ich also nach Breslau. Daraus wurde wieder ein fussballerisches Dauerverhältnis. Der dritte ‘Profiversuch Breslau’ hatte sich also zu guterletzt doch noch gelohnt, denn zu jener Zeit waren Lebensmittel viel mehr wert als Geld“ (1, S. 6).

Als der Krieg vorüber ist, kommt Ugi wieder nach Leipzig, dieses Mal für immer. Doch wegen eines Missverständnisses, wie aus den VfB-Mitteilungen hervorgeht, tritt er dem Verein Sportfreunde Leipzig von 1900 bei, bevor er 1919 endlich zum VfB zurückkehrt. Sofort spielt er wieder in dessen erster Mannschaft, obwohl er inzwischen 35 Jahre alt ist. Sein letztes Repräsentativspiel bestreitet er 1921 für den Verband Mitteldeutscher Ballspiel-Vereine. Damit neigt sich der erste und sicher turbulenteste Lebensabschnitt des Camillo Ugi seinem Ende entgegen. Er ist zwar noch bis 1923 in den Spielaufstellungen des VfB zu finden, nun aber schon öfter in der Reserve- oder der Alte-Herren-Mannschaft. Sein allmählicher Rückzug vom Punktspielbetrieb ist unverkennbar.

Dazu hat möglicherweise auch seine Frau beigetragen, die er 1919 kennenlernt und zwei Jahre später im Wonnemonat Mai heiratet. Die zweiwöchige Hochzeitsreise im Juni 1921 ist allerdings noch sehr fußballbetont, denn sie findet im Rahmen einer Tournee der ersten Ligamannschaft des VfB nach Süd- und Westdeutschland sowie in die Schweiz statt. Der frischgebackene Ehemann bestreitet aber nur vier der insgesamt acht Begegnungen, weil er sich im ersten Spiel eine schwere Prellung zugezogen hat ...

Dennoch drängen sich nun im Leben des Camillo Ugi die Familie und die berufliche Entwicklung in den Vordergrund. Zu seinem Spieleinsatz für die 1. Mannschaft des VfB am 24. August 1922 – zehn Tage nach der Geburt seiner ersten Tochter – wird eingeschätzt: „Ugi dürfte als Ligaspieler trotz seines unermüdlichen Eifers wohl abgetan sein“ (2, S. 226). So schnell lässt er sich nicht abschreiben, wechselt 1924 noch einmal den Verein und geht zu den Sportfreunden zurück, wo er wiederum mehrfach in der ersten Ligamannschaft spielt. Seinen Ehrgeiz überträgt er jetzt auch in stärkerem Maße auf seine Tätigkeit bei der Firma „Nitzsche A.G., Kinematographen und Filme“. Camillo Ugi gelingt es, sich vom einfachen Angestellten als Mechaniker über den Werk- und Oberwerkmeister bis zum Betriebsstättenleiter (ab 1927) emporzuarbeiten. Als Ende der zwanziger Jahre der Tonfilm seinen Durchbruch erreicht, wirkt Ugi maßgeblich an der Entwicklung entsprechender Apparate in seiner Firma mit.

1925/26 unternimmt er noch einen letzten Versuch, um den geliebten Sport zum Beruf zu machen. Beim Verein Sportfreunde Leipzig war er seit 1924 bereits ehrenamtlich als Sportlehrer für Fußball und Leichtathletik sowie Handball und Hockey tätig. Der Sport-Club Schlesien in Breslau bietet ihm im April 1925 eine Trainerstelle für 500 Mark monatlich auf ein Jahr an, die er aber nicht annimmt. Im Juni 1926 bewirbt er sich beim Vorsitzenden des Verbandes Mitteldeutscher Ballspiel-Vereine, Hans Hädicke, um die neu zu schaffende Stelle eines Fußball-Sportlehrers. Vorweisen kann er die von seinen ehemaligen Vereinen in Breslau, Dresden und Leipzig eingeholten Referenzen, die ihm außergewöhnliche Fähigkeiten als Trainer im Fußball und der Leichtathletik bescheinigen, seinen Einsatz und die Vorbildwirkung in der Arbeit mit dem Nachwuchs besonders hervorheben und deutliche Fortschritte des jeweiligen Vereins auf sportlichem Gebiet vor allem seinem Wirken zuschreiben. Doch die benötigte Lizenz für die Ausübung der Sportlehrertätigkeit erhält er 1926/27 nicht, weil er kein Studium und keine mehrjährige hauptamtliche Praxis auf diesem Gebiet nachweisen kann. Frustriert tritt er deshalb 1928 aus dem Verband Deutscher Sportlehrer wieder aus, und auch das daraufhin erfolgte Einlenken sowie die Aussicht auf Lizenzerteilung für den DFB können ihn nicht umstimmen. Von Kompromissen hält Ugi offenbar nichts.

So legt er das Thema Sportlehrer ad acta und bleibt der Firma Nitzsche bis zu deren Auflösung 1937 treu. Nach ihrer Wiedergründung 1945 in Nordhausen versucht er dort einen Neuanfang. Die Zeit der schnellen Ortswechsel scheint aber nun endgültig vorbei zu sein, denn nur wenige Wochen später ist Ugi wieder zu Hause. Bei Medizintechnik Leipzig verbringt er die letzten Arbeitsjahre bis zu seinem 70. Geburtstag. Sogar einen Schlaganfall Anfang der fünfziger Jahre überwindet er mit eisernem Willen und viel körperlicher Bewegung, so dass er noch einmal an seinen Arbeitsplatz zurückkehren kann, bevor er 1954 in den Ruhestand geht.

Danach beginnt Kapitel 3 der Lebensgeschichte des Camillo Ugi. Seine Enkelkinder geben ihm den nötigen Ausgleich für den nicht mehr vorhandenen Arbeitsalltag. Sicher ist Ugi etwas traurig, dass unter den zu seinen Lebzeiten aufgewachsenen Nachkommen kein Fußballer ist. Die beiden Urenkel, die sich heute anschicken, in seine Fußstapfen zu treten, sind erst 1987 geboren: Felix Diener, der beim VfB Leipzig spielt, und Sebastian Tille, der in Markkleeberg dem runden Leder nachjagt. Für seine drei Töchter war es sicher nicht immer leicht, den Ansprüchen des Vaters gerecht zu werden. Sie beschreiben ihn als einen äußerst gewissenhaften, ja peniblen Menschen mit festen Prinzipien. Fußballspielen kann er seit einem Motorradunfall Ende der zwanziger Jahre nicht mehr, was ihn nicht daran hindert, sich auf andere Weise fit zu halten. Er geht beispielsweise noch bis ins hohe Alter jede Woche ins Leipziger Stadtbad zum Schwimmen. Seine Kinder erinnern sich auch daran, dass er in der Erziehung zwar streng, aber gerecht war. Überhaupt hatte er eine sehr soziale Haltung und half oft anderen Menschen, die bedürftig waren. Er vertrat den Standpunkt, dass man bei jeder Sache, die man einmal in Angriff genommen hat – ganz gleich, ob es sich um berufliche, persönliche oder sportliche Dinge handelt –, mit vollem Einsatz das bestmögliche Ergebnis anstreben sollte. Diese Einstellung bildete die Grundlage für seine sportlichen und beruflichen Erfolge. Dort, wo er aktiv gewirkt hat, und sei es nur für kurze Zeit gewesen, bringt man ihm große Wertschätzung entgegen. Das spiegelt sich besonders in den freundschaftlichen Beziehungen mit ehemaligen Nationalspielern, Trainern und Funktionären aus seiner aktiven Zeit wider. Mit vielen pflegt er Briefkontakte, und nach Eintritt ins Rentenalter wird er mehrfach als Ehrengast zu bedeutenden Länderspielen der bundesdeutschen Auswahl eingeladen. Diese Einladungen nimmt er gern wahr, Reisen war er ja gewohnt ...

Und wie schon als 18-Jähriger schreibt er dazu seine eigenen Spielkommentare, die er dann mit den Zeitungsberichten vergleicht. Das trifft auf fast alle Länderspiele zu, sowohl die der BRD als auch jene der DDR. Wenn es ihm möglich war, saß er als Zuschauer im Leipziger Zentralstadion oder bei Spielen des 1.FC Lok Leipzig im Bruno-Plache-Stadion in Probstheida, der Spielstätte des früheren VfB. Mit vielen ehemaligen Vereinskameraden sowohl vom ATV 1845 als auch vom VfB und den Sportfreunden 1900 hielt er die Verbindungen lebenslang aufrecht, was u. a. die Fotos von den gemeinsamen Weihnachtsfeiern und anderen Treffen in der Grünen Schenke oder im Coffebaum zu Leipzig belegen. Von den Sportfreunden aus der Bundesrepublik verband ihn besonders mit Bundestrainer Sepp Herberger eine enge Freundschaft. „In meiner Jugend war er mein Idol, in unserer Nationalmannschaft in all den Jahren ihrer Geschichte ... ein leuchtendes und verpflichtendes Beispiel. So lange es eine deutsche Fussball Nationalmannschaft gibt, wird der Name Camillo Ugi fortleben“, schreibt Herberger an Frau Ugi 1970 nach dem Tode seines Freundes. Möge er recht behalten.

Dr. Gerlinde Rohr

Die Autorin bedankt sich sehr herzlich für das umfangreiche Material und die interessanten persönlichen Informationen, die sie von Ugis Töchtern Frau Helga Seipt, Frau Isolde Röber und Frau Heidi Lehnert erhalten hat.

Literatur

1      Ugi, C.: Lebensbeichte eines Alt-Internationalen. – Maschineschriftliches Manuskript, 1968
2      VfB-Mitteilungen. – Leipzig, 1922

Stationen eines Lebens

Name:
Camillo Ugi
Geburtstag: 21. 12. 1884 (Leipzig)
Todestag:
9. 5. 1970 (Leipzig-Markkleeberg)
Geschwister: 2 Brüder, 1 Schwester
Heirat: 1921 mit Frau Hertha, geb. Schmöller (1901-1985)
Kinder: 3 Töchter (Helga, geb. 1922; Isolde, geb. 1925, und Heidi, geb. 1939)
Berufe: Elektromechaniker, Konstrukteur
Arbeitsstellen:
- Firma Johannes Nitzsche AG, Kinematografen- und Filmherstellung sowie Filmverleih (bis 1937)
- Allgemeine Transportanlagen-Gesellschaften m.b.H. Leipzig ATG (bis 1945)
- VEB Medizintechnik Leipzig (bis 1954)
sportliche Erfolge: - Deutscher Meister mit dem VfB Leipzig 1906, Vizemeister 1911
- 15 Länderspieleinsätze in der deutschen Nationalmannschaft zwischen 1909 bis 1913 (13 für den VfB Leipzig, 1 für Sportfreunde Breslau, 1 für Frankfurt), dabei 9mal Spielführer
- Teilnahme am Olympischen Fußballturnier 1912 in Stockholm
Ehrenamt:
Ehrenmitglied des 1. FC Nürnberg seit 1965

Die Biografie, mit deren vollständigen Inhalten und Bildern, wurde mit freundlicher Genehmigung des "Fördervereins Sächsisches Sportmuseum e.V." und dem Autor, der Internetseite des Leipziger Fußballverbandes e.V. zur Verfügung gestellt.  Eine weitere Nutzung bedarf deren Zustimmung.